Hallo liebe Leserin, lieber Leser,
in dieser Serie möchte ich dir meine Erfahrungen mit Versicherungen bzw. speziell privaten Rentenversicherungen schildern. Ich werde dazu einige Details auspacken, die meine bestehenden oder bereits gekündigten Verträge betreffen.
Ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass es hierbei um meine persönlichen Erfahrungen geht. Jeder Mensch hat sicher seine eigenen Erfahrungen bzw. eine eigene Meinung dazu. Ich werde diesen Teil meiner Webseite “SteFinanz” nutzen, um als Blog einfach raus zu schreiben was passiert ist. Trotzdem kannst du auch in dieser Serie etwas lernen. Ich habe für dich immer wichtige Hinweise und Appelle die dir helfen werden, Situationen, Verträge und Personen besser zu verstehen.
In anderen Rubriken bekommst du von mir aber noch detaillierte und aktuelle Informationen über Aktien, ETF’s, uvm. Diese Serie wird sicher immer wieder von aktuellen Informationen unterbrochen werden, aber ich werde sie fortführen. Solltest du also aus Neugier auf den nächsten Beitrag warten, mach dir keine Sorgen. Irgendwann geht es hier weiter.
In dem ersten Teil geht es darum, was eben irgendwie schon vorhanden war. Welcher 15-Jährige setzt sich wohl schon mit Altersvorsorge auseinander? – Ich jedenfalls nicht. Das ist doch genau die Zeit, in der die ersten Partys gefeiert werden und man mit seinen Kumpels oder seiner Flamme grade durchgehend auf Achse ist.
Genau deswegen haben meine Eltern für mich eine private Rentenversicherung bei der P-Versicherung abgeschlossen. Ich nenne hier bewusst keine Namen, da ich die Unternehmen weder bewerben noch schlecht machen möchte.
Ich wusste es zunächst gar nicht. Irgendwann, als ich nach dem Abi und der Ausbildung begonnen habe zu Arbeiten, habe ich mich mit dem Thema auseinander gesetzt. Dies aber auch nur, weil meine Eltern mir von der Versicherung nochmal erzählt hatten und der Vertreter in der Zwischenzeit schon mindestens 10 Mal versucht hat, mir Verträge anzudrehen was ich garnicht brauche, bzw. nicht wollte.
An Tag X haben wir die Versicherung bei der ich die versichte Person war, dann auch auf mich umgeschrieben. Diese lief bisher über meine Eltern als Versicherungsnehmer. Da ich sie nun selber bezahlt hatte, sollte ich auch der Versicherungsnehmer sein. Was dieser Vertrag nun beinhaltet, wo das Geld angelegt wird und was es für Alternativen gibt, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Es war mir auch irgendwie egal, es stand immerhin ein garantierter Betrag und ein Betrag inkl. Überschussbeteiligung drin, den ich später mal als monatliche Rente bekomme.
Jeden Monat habe ich also nun 50€ dort eingezahlt, ohne es irgendwie verglichen zu haben. Schließlich war es seit Jahren der gleiche Berater, der uns auch in allen anderen Anliegen betreute.
Hier der erste Apell an dich: Verlasse dich nicht auf einen Berater, der nur für eine Versicherung arbeitet. Noch wichtiger: Verlasse dich auf keinen Fall auf einen Berater, der von Provisionen lebt und bezahlt wird. – Viele (nicht alle) wollen dir einen bestimmten Vertrag nur verkaufen, weil der viel Provision für den “Berater” abwirft.
Spoiler Alarm: Diese Versicherung habe ich bis heute. Warum, erfahrt ihr später.
Es handelt sich bei diesem Vertrag um eine klassische Rentenversicherung. Man verspricht mir für das Jahr 2060 (Mit 67) eine monatliche Rente von ca. 169€ oder einer Kapitalabfindung von 47.241€. Klingt erstmal gut.
Die Versicherung versprach bei Abschluss im Jahr 2009 auch eine deutliche Erhöhung der Rente, wenn ich auch meine Beiträge erhöhe. Schließlich verdiene ich ja später eigenes Geld und kann mehr einzahlen.
Zwischenstop: Von 2009 bis 2060 sind 51 Jahre! 51 Jahre x 12 Monate x 50€ = 30.600€ – Wenn ich es nun behandle wie einen Sparplan, komme ich auf einen jährlichen Kurszuwachs/Rendite von ca. 1,6% – allerdings bereits abzüglich aller im Vertrag enthaltenen Kosten. Das ist ganz okay, es reicht in der Regel um die Inflation auszugleichen. Das liegt aber hier nur daran, dass es ein Vertrag von 2009 ist. In diesem Jahr gab es noch eine deutlich höhere Garantieverzinsung als heute (2020). Die Tendenz ist auch eher sinkend.
Diese Summen sind die garantierten Zahlen für Rente/Kapitalabfindung. Genau auf diese Zahlen musst du achten, wenn du einen solchen Vertrag vor dir hast. Diese sind allerdings oft kleiner gedruckt, als die Zahlen inkl. Überschussbeteiligung.
Beispiel Überschussbeteiligung: Im Jahr 2012 habe ich einen Bescheid bekommen, nach dem die “modellhafte Überschussbeteiligung” ca. 37.340€ beträgt. Somit käme man auf eine Kapitalabfindung von 84.590€ und eine “modellhafte monatliche Rente” von 303€. Die Zahlen klingen schon deutlich lukrativer als die etwas kleiner gedruckten und vom Versicherungsvertreter als “irrelevant” betitelten garantierten Werte. Man käme somit auf eine durchschnittliche jährliche Rendite von ca. 3,5%! Das gleicht (sofern wir keine Hyperinflation bekommen) die übliche Inflation aus, und macht darüber hinaus noch etwas zusätzliche Rendite. Super!
Leider kann sich das ganz schnell ändern.
Im Jahr 2017 betrug die von der Versicherung “modellhafte” garantierte Kapitalleistung inkl. Überschussbeteiligung nur noch ca. 61.000€. Das sind über 20.000€ weniger, als man mir noch vor 5 Jahren mitgeteilt hatte.
Schade.
Die “modellhafte” Rente sinkt damit auch auf 218€/mon.
Lass dich nicht von Überschussbeteiligungen blenden. Schau immer auf garantierte Zahlen, auch wenn diese Versteckt sind. Rechne dir aus, wie viel ihr einzahlt und wie viel die Versicherung euch als Auszahlung garantiert!
Zum Ende möchte ich dir die Gründe nennen, warum ich diese Versicherung noch behalten habe, obwohl man mit einem ETF-Sparplan mehr Rendite erzielen könnte.
Zunächst ist dieser Vertrag für mich ein Sicherheitsanker. Natürlich weiß ich nicht, ob die P-Versicherung im Jahr 2060 und darüber hinaus noch existiert. Aufgrund der Größe und des Alters dieser Versicherungsgesellschaft gehe ich jedoch davon aus.
Des Weiteren werde ich voraussichtlich diesen Vertrag als monatliche Rente und nicht als Kapitalabfindung in Anspruch nehmen. Das wäre bei einem ETF-Sparplan nicht möglich. Natürlich kann ich monatlich oder in anderen gewünschten Abständen einzelne Anteile oder Pakete verkaufen, jedoch ist das immer vom aktuellen Aktienkurs abhängig, wie viel ich für diese Anteile bekomme. Zudem ist es (wenn auch bei den neuen, digitalen Anbietern mit sehr niedrigen) immer mit Kosten verbunden, einen solchen Verkauf durchzuführen.
Der letzte Grund, weshalb ich die Versicherung behalte: Die größten Kosten sind bereits bezahlt.
Der größte Kostenanteil, der auch indirekt die Provision für den Vermittler beinhaltet, wird in den ersten fünf Jahren bezahlt. Wenn ich also nach mittlerweile 11 Jahren Laufzeit nun von meinem Rückkaufrecht gebrauch mache, loht es sich für mich kaum. Der größte Kostenanteil ist bezahlt, und ich profitiere nicht mehr vom Zinseszins innerhalb der Garantieverzinsung, oder vielleicht sogar innerhalb der Überschussbeteiligung. Diese Betrug zwar 2017 nur 62€, aber es ist immerhin schon etwas mehr als ein Monatsbeitrag. Vielleicht wird sich das innerhalb der nächsten 40 Jahre noch ändern.
Abschließend ein kurzes Dankeschön an meine Eltern, die für mich diesen Vertrag abgeschlossen haben. Ich nutze es als Sicherheitsanker in meinem gesamten Portfolio an Geldanlagen.
Es geht nicht immer nur um Vermögensaufbau, sondern auch um Vermögenssicherung!
Vielen Dank für’s lesen und bis zum nächsten Mal!