Wie kam ich zu Aktien?

Wer die ersten beiden Teile meiner “Geschichte” gelesen hat, der kennt meine Erfahrungen mit Versicherungsvertretern und Versicherungsmaklern. Jedes mal war davon die Rede, einen Teil der Rentenversicherung in Fonds zu legen. Meist hatte man mir Basketfonds ans Herz legen wollen. Vor allem bei der zweiten Begegnung mit der Gesellschaft von Versicherungsmaklern hatte man “tolle Konzepte” für mich, wie ich auch außerhalb von den Rentenversicherungen mein Geld sparen konnte. Hierbei hatte man mir aber leider transparent die Gebühren nennen müssen: 4,x% Gebühren, bei einer durchschnittlichen Rendite von 7-8%. Da dachte ich mir: irgendwie muss das auch billiger gehen!

Basketfonds

Natürlich gibt es auch günstigere Basketfonds, bei denen man nur 2-4% “Haltekosten” zahlt, allerdings ist das noch lange nicht alles. Bei vielen Fonds, vor allem Basketfonds zahlt man zusätzlich einen Ausgabeaufschlag beim Kauf von Anteilen. Bei dem Fonds den man mir empfohlen hatte waren das sage und schreibe 5%! Dieses Geld muss (natürlich auch unter Berücksichtigung der Haltekosten) erst mal wieder erwirtschaftet werden. Damit verlängert sich der Anlagehorizont, wie lange er auch sein mag, um mindestens 2-3 Jahre.
Grundsätzlich ist ein Basketfonds nichts schlechtes. Das Konzept ist wie folgt: Der Fondsmanager des Basketfonds nimmt das Geld der Anleger und kauft davon andere Fonds, z.B. die einzelner Branchen oder Länder. So kann sich der Fondsmanager die Brachen, Länder und Segmente aussuchen, die er für Profitabel hält. Zwar ist man hierbei auch auf eine breite Masse diversifiziert, jedoch unterscheidet es sich darin von einem Welt-ETF, dass man sich entweder auf gewisse Segmente fokussiert, oder andere, die einem als ausgelutscht erscheinen, weg lässt. Wenn man z.B. der Meinung wäre, der deutsche Markt wäre bereits ausgeschöpft, möchte aber ansonsten trotzdem an der gesamten Weltwirtschaft teilhaben, so kann man verschiedene Fonds oder ETFs aller Kontinente/Länder kaufen – ausser die DAX-ETF’s oder alles andere was mit Deutschland zu tun hat. Wenn der Fondsmanager recht hat, würde er ggf. mehr Rendite machen als ein Welt-ETF. Das ist jedoch selten dauerhaft der Fall.
Eins sollte man sich dazu merken: Sie sind meistens teuer!

Wie konnte ich jedoch nun von den Aktienmärkten mit ähnlichem Rendite/Risiko Verhältnis profitieren? Bis vor wenigen Monaten war meine Einstellung noch: “Aktien? Börse? Da verliert man doch nur Geld! Das Risiko ist viel zu hoch.” Doch mittlerweile hatte man mich irgendwie damit leicht mit dem Thema “finanzielle Freiheit” angefixt. Ich wollte früher in Rente gehen als 67 und habe mir ein Ziel gesetzt: Mit 40 höre ich auf zu Arbeiten und genieße mein Leben in Saus und Braus. – So einfach ist es jedoch nicht.

Da ich mein Girokonto bei der Comdirect habe, hatte ich zunächst geschaut was es dort so gibt. Ich habe, dummerweise ohne vorher auf die Kosten zu schauen, einzelne Anteile von verschiedenen EM-ETFs gekauft (Indien, China, Taiwan, etc.). Dummerweise habe ich nicht gesehen, dass ich mindestens 30% Rendite machen muss, um die Kosten wieder auszugleichen. Ich musste also größere Pakete kaufen, um die Kosten zu senken. Bisher hatte ich mein Kapital in verschiedene Festgeldverträge angelegt, sodass etwa alle 2 Monate einer endet, um immer liquide zu sein. Ein 10.000€ Festgeld welches mit wahnsinnigen 1,1% verzinst wurde war gerade fällig geworden – Zeit die Kuh zu schlachten. Ich habe zunächst drei Apple Aktien gekauft. Außerdem meine Anteile an den ETFs extrem vergrößert, sodass meine Gesamtkostenquote nun bei ca. 1,5% lag – das war schon deutlich weniger als bei einem Basketfonds. Als das nächste Festgeld fällig wurde kaufte ich noch eine Amazon Aktie, ohne zu wissen, wie es dem Unternehmen geht. Ich hatte bis dahin noch keine Kenntnisse im Bereich Aktienanalysen. Ich habe die Aktien einfach nach Gefühl gekauft. Das meiste Geld steckte ohnehin in ETFs – die jedoch nicht weniger Riskant waren.

Irgendwann fing ich an diverse andere Finanzblogs und YouTuber zu verfolgen und eignete mir etwas finanzielle Bildung an. Ich begann selber Unternehmen zu analysieren, habe mir die Zahlen und die Geschäftsmodelle sowie Konkurrenz genauer angesehen. Ich musste nun aber auch mal meine alten Käufe analysieren – Apple und Amazon.
Bei Amazon kam ich bei meiner Analyse auf ein persönliches Kursziel von 2000€ – das wäre in der kurzen Zeit schon eine wahnsinnige Rendite. Apple wollte ich – aus Überzeugung von dem Geschäftsmodell langfristig halten und noch nachkaufen.
Irgendwann war nun mein Kursziel von Amazon erreicht und ich habe verkauft. Mir wurde das ganze doch zu Riskant. Als der Kurs dann weiter stieg, habe ich mich selbstverständlich zunächst geärgert.
Dann kam jedoch der Corona-Crash. Die Amazon Aktie ist, wie alles andere auch abgestürzt und ich habe meine persönliche Bewertung korrigiert. Durch die Einschränkungen des Einzelhandels musste doch die Versandbranche – gerade Amazon – extrem dadurch profitieren. Ich habe also mehrere Amazon Aktien für knapp über 1600€ eingekauft, die in kurzer Zeit wieder auf über 2000€ gewachsen sind. Da ich auch hier kein zu großes Risiko eingehen wollte und ich über die ETFs ohnehin einen Teil auch von Amazon profitiere bin ich bei 2250€ ausgestiegen. – Wenn die Aktie jedoch nochmal unter 2000€ fallen würde, werde ich sofort nachkaufen. Ich habe das Geld und den Gewinn genutzt um es in andere fair bzw. unterbewertete Unternehmen zu investieren. Natürlich bekommt man da nicht die kurzfristige Rendite wie bei einer Amazon, allerdings kann ich damit besser schlafen, da es für mich weniger Risikobehaftet ist.
Man sollte mit seiner Anlagestrategie immer gut schlafen können!

Letztendlich kann ich sagen, dass der Corona-Crash mich nicht wieder von der Börse weg gedrängt hat, sondern mich noch mehr an die Börse gebunden hat. Natürlich ist auch mein Depot zunächst extrem runtergerasselt, ich habe jedoch nicht verkauft. Im Gegenteil: Ich habe massiv nachgekauft. In den Monaten von März bis Juni habe ich mehr Geld in Aktien investiert als in der ganzen Zeit davor. Seit Juni baue ich wieder meine Cash-Position auf und warte auf weitere Gelegenheiten zum nachkaufen.

Fazit
Erst dank der Versicherungsberater bin ich auf die Idee gekommen, dass die Börse ein guter Ort für die Geldanlage ist. Alles was danach passiert ist, habe ich jedoch eigenverantwortlich und selbstständig erarbeitet. Ich habe mir das wissen selbst über das Internet und einige Fachbücher angeeignet. Ich habe erfolge und Misserfolge erzielt und meinen ersten Crash mitgemacht. Mein persönliches Fazit:
Es war die richtige Entscheidung!