Wenn man seinen Freunden oder der Familie davon erzählt, dass man in Aktien investiert, wird man oft als Zocker abgestempelt. “Da kannst du ja gleich ins Casino gehen.” – sind Sprüche, die man immer wieder zu hören bekommt. Dies passiert aber nur, wenn dein Gesprächspartner nicht ausreichend über das Thema informiert ist. Ich zeige dir hier die Unterschiede zwischen Zocken und Investieren und gebe dir Argumente für eine Diskussion.
Zocken kann jeder. Jeder kann in meinen Augen auf Reddit die Anweisungen oder “Empfehlungen” der Wallstreetbets folgen. Ob man damit Geld gewinnt oder verliert, bleibt offen. Ich gehe allerdings eher davon aus, dass man langfristig damit Geld verlieren wird. Gleichwohl ist es in meinen Augen falsch, einfach eine Aktie zu kaufen ohne sich über das Unternehmen zu informieren. Generell, solltest du nicht einfach eine Aktie kaufen, weil irgendwer das sagt – selbst wenn ich in einer Aktienanalyse zu einer Kaufentscheidung komme, solltest du nicht einfach blind nachkaufen! Das gleiche gilt für “Empfehlungen” aus verschiedenen Zeitschriften oder Online-Portalen. Blind gekauft, wird nur beim Zocker – nicht beim Investor.
Wenn dich also wieder jemand als Zocker bezeichnet, kannst du ihm entgegnen, wie er sich den Börsen-Alltag bzw. den Kauf einer Aktie vorstellt. Erkläre ihm, dass es ein langer Prozess bis zum Kauf der Aktie eines Unternehmens ist. Dazu gehört nicht nur der Kauf-Prozess als solches. Dieser geht bei den meisten Brokern in wenigen Sekunden von statten.
Spannend ist hierbei der Weg zur der Entscheidung für ein Unternehmen. Du hast zuvor viele Unternehmen analysiert, bist aber bei vielen zwischendurch zu dem Entschluss gekommen, dass dieses Unternehmen dir vielleicht aktuell zu teuer ist, zu wenig Wachstum/Dividende/etc. vorweisen kann. Oder du gehst einfach davon aus, dass es dem Unternehmen in 10 Jahren nicht wesentlich besser gehen wird als heute, weil die Branche schlecht ist, oder das Produkt von Konkurrenten besser ist. Das, oder die Unternehmen die am Ende übrig geblieben sind, wirst du dir in dein Depot holen. Du bist von dem langfristigen Wachstum bzw. Bestand des Unternehmens überzeugt, und möchtest an den Gewinnen des Unternehmens partizipieren. Dir gehört ein Teil dieses Unternehmens.
Beim Investieren lernst du ein Unternehmen richtig kennen, entdeckst vielleicht Produkte und Dienstleistungen, die du bisher nicht kanntest. Für mich kann ich es so beschreiben: Ich sehe die Welt mit anderen Augen.
Ich bin davon überzeugt, dass es das Allgemeinwissen extrem fördert, wenn du dich mit Unternehmen aus verschiedensten Branchen auseinander setzt. Außerdem kannst du so besser einige Produkte vergleichen. Du lernst viele Konsumgüter bzw. Lebensmittel besser kennen und kannst dadurch besser auf deine Gesundheit achten. Du lernst z.B. auch Pharma-Hersteller besser kennen. Du versteht mehr von der Produktentwicklung, die Margen, etc. Du kannst ggf. selber besser entscheiden, ob es ein günstiger oder zu hoher Preis für ein Produkt ist.
Das für mich persönlich Beste am Investieren ist jedoch noch ein anderer Aspekt: Anteile an den Unternehmensgewinnen. Wenn du unter anderem in Dividendenaktien investierst, bekommst du einen Teil der Unternehmensgewinne ausgeschüttet. Du bist also nicht ausschließlich davon abhängig, ob andere Leute das Unternehmen kaufen, oder verkaufen. Du bekommst vom realen Gewinn des Unternehmens etwas ab. Egal, wie der Kurs der Aktie ist. Wenn es dem Unternehmen selbst gut geht, obwohl grade die Börse nach unten abrauscht, ändert sich für dich vermutlich nicht viel, wenn du die Aktie einfach weiter hältst. Genau so sehe ich einige meiner Investments. 50% meines Depots besteht aus Aktien, die ich so lange wie möglich, eventuell sogar ewig, halten möchte. Hier ist mir der Kurs der Aktie (fast) egal. Ich achte auf das Unternehmen selbst. Ist dieses weiterhin intakt und zahlt meine Dividende, sofern die Ausschüttungsquote im gesunden Rahmen bleibt, bin ich glücklich und halte die Aktien weiterhin.
Es ist einfach dieses Gefühl, wenn ich zu McDonalds gehe. Ich zahle mein essen aus den Dividenden, die ich von genau diesem Unternehmen bekommen habe! Das gleiche gilt z.B. für Unilever, PepsiCo oder Coca-Cola. Es ist einfach ein wunderbarer Kreislauf.
Zuletzt ist es eine Form von Sparen, die der Wirtschaft gut tut. Für dich persönlich sparst du Geld (wenn auch mit gewissen Risiko). Durch deine Investition in Aktien/Unternehmen investierst du das Geld allerdings wieder in die Wirtschaft, und bringst es damit in Umlauf. Die Wirtschaft kann also arbeiten und wachsen. Es gibt hierzu zwar verschiedene Meinungen/Ansätze, doch bin ich der Meinung, so bleibt das Geld im Umlauf. Und immer dann, wenn Geld im Umlauf ist, und nicht still auf Sparbüchern liegt, kann es weiteren Wohlstand schaffen und die Wirtschaft wachsen lassen. Es ist der Dünger unserer Gesellschaft.
Lass dich als Investor nicht unterkriegen. Versuche den “anders denkenden” Menschen abzuholen. Erkläre ihm warum du es machst und versuche ihn zu überzeugen. Vielleicht hast du ja Erfolg 😉