Die Münchener Rück ist mir aufgrund des historisch niedrigen KGV, der hohen Dividendenrendite und niedrigen Ausschüttungsquote positiv ins Auge gefallen. In der Aktuellen Zeit klingt das nach einem spannenden Investment, wenn man sich die Kennzahlen und mögliche Entwicklung ansieht. Was ich mich allerdings frage: Wie Entwickelt sich das Unternehmen in einem Umfeld, in dem gerade ein Krieg herrscht? Welche Auswirkung hat die extrem hohe Inflation auf das Unternehmen? Wie geht es bei diesem Rückversicherer weiter, wenn der Wohlstand in Europa sinkt? – Das alles möchte ich hier gemeinsam mit euch herausfinden.
Zunächst zum Unternehmen:
Die Münchener Rück ist ein Rückversicherer. Ein Rückversicherer ist ein Anbieter von Versicherungen für “normale” Versicherer. Du hast z.B. eine Hausrat bei Versicherung XYZ, wie sehr viele andere in deiner Gegend. Wenn nun extrem viele Schäden gleichzeitig entstehen, sodass der Versicherer extrem hohe Kosten tragen muss, kann er sich bei dem Rückversicherer dagegen versichern.
Der Vorteil an einem Unternehmen in der Versicherungsbranche ist eine hohe Sicherheit bzgl. der Einnahmen/Versicherungsprämien. Natürlich können Kunden abwandern und Kündigen – das ist bei einer Rückversicherung allerdings sehr selten. Es gibt hier außerdem deutlich weniger Konkurrenz und meist Verträge mit sehr langer Laufzeit.
Ich schätze und behaupte einfach mal: Versicherungen wird es immer geben. Es ist ein verbreitetes Konstrukt. Außerdem ist im Versicherungssektor in den Emerging Markets noch viel Geld zu holen. Wenn wir allerdings durch den Krieg, die Sanktionen, die weltweiten Probleme wirtschaftlich insgesamt einige Jahre zurück fallen, werden auch Versicherungen deutlich weniger Umsätze verbuchen. Das würde dann aber alle Branchen treffen, und nicht nur auf Versicherungen zurückfallen. Ich denke, ein Rückversicherer ist hier noch ein klein wenig mehr geschützt, da dieser seine Kunden durch langfristige Verträge an gewisse Prämienzahlungen bindet. Somit ist m.E. mehr Stabilität zu erwarten.
Name | Muenchener Rueck |
Ticker/Symbol | MUV2 |
ISIN | DE0008430026 |
Marktkapitalisierung | 33,47 Mrd. € |
KGV | 11,4 |
Dividendenrendite | 4,6% |
Ausschüttungsquote/Gewinn | 52,5% |
Dividende nicht gesenkt | 28 Jahre |
Die lang anhaltende Niedrigzinsphase ist schlecht für Rückversicherer, das ist also ein erheblicher Nachteil. Immer mehr Marktteilnehmer sind auf der Suche nach alternativen Investments und drängen in den Rückversicherungsmarkt. Außerdem nimmt die Nachfrage aufgrund der niedrigen Zinsen und des billigen Geldes seitens der Versicherer ab. Im Umkehrschluss würde es allerdings bedeuten, dass Rückversicherer wieder bessere Zeiten erleben würden, wenn die Zinsen steigen. Kommt also die Zinswende, kann man sich über einen Rückversicherer im Depot freuen.
Der Markt für Rückversicherungen wächst langsam, ich würde behaupten ungefähr mit der Inflation. Munich Re ist einer der größten Rückversicherer der Welt. Man ist allerdings nebenher auch noch Direktversicherer, was das Unternehmen vom Markt in meinen Augen abhebt. Man hat zwar nicht das höchste Wachstum der Branche, allerdings besitzt man mit dem Zweig für Direktversicherungen noch einen kleinen Faktor Diversifikation. Selbst wenn der Markt für Rückversicherungen einmal schrumpfen sollte, wird dies Munich Re nicht so sehr treffen, wie die anderen Unternehmen. Mit der Ergo Group hat man einen sehr bekannten und großen Direktversicherungszweig.
Ein Manko an Rückversicherungen oder Versicherungen allgemein ist die große Möglichkeit für Schwankungen. Es kann gut sein, dass in manchen Jahren die Schäden so groß sind, dass die Profitabilität des Unternehmens darunter leidet. Ich bin allerdings der Meinung, dass dann mittelfristig auch die Prämienzahlungen angehoben werden, sodass das Geld auf diese Weise wieder rein kommt.
Wie verhält es sich allerdings mit Versicherungen und Inflation? Insgesamt werden Versicherungen – auch Rückversicherungen, zunächst durch eine starke Inflation belastet. Zu der Zeit als die Prämien berechnet wurden, hat man eine so hohe Inflation nicht einkalkuliert – vor allem in der aktuellen Phase. So kann es gut passieren, dass die Regulierung der Schäden deutlich teurer ausfällt, als ursprünglich erwartet. Das könnte auch schnell zum Minusgeschäft für die Versicherer werden. Andersherum sorgt die hohe Inflation auch für bessere Möglichkeiten der Kapitalanlage – auch im Bereich Anleihen und co. Das ist vor allem für den Zweig der Ergo Lebensversicherung bzw. Rentenversicherung relevant. Hier kann das Geld zu höheren Renditen angelegt werden, was ggf. für einen Überschuss sorgt. Dass 6% Rendite aktuell unter der Inflation liegen ist eher für den Endkunden ein Problem als für den Versicherer, dieser erleidet den Kaufkraftverlust, nicht die Versicherung. Die hat Rendite erwirtschaftet.
Ich bin insgesamt also der Meinung, dass die hohe Inflation langfristig keine große Rolle für die Munich Re spielen wird. Kurzfristig führt es zu höheren Kosten für die Regulierung der Schäden, allerdings mittelfristig auch zu Prämienerhöhungen. Man steckt hier mitten in der Kette der Spirale.
Ich habe die Daten der Munich Re in mein DCF Modell eingegeben und mit meinen Wachstumserwartungen verknüpft. Ich komme so auf einen fairen Wert von 244€/Aktie. Somit wäre die Aktie leicht unterbewertet. Ich habe eine langfristige Renditeerwartung von “nur” 8%. Ich halte dieses Aktie für kaufenswert, wenn man sich ein mit der Inflation wachsendes Unternehmen ins Depot legen möchte. Ich sehe den leicht günstigeren Kurs eher als kleine Sicherheitsmarge. Die attraktive Dividendenrendite von über 4% verleitet mich dazu, mir eine kleine Position im Depot aufzubauen. Ich kaufe also dieses Unternehmen als langfristigen Inflationsausgleich mit kleinem Bonus.