Hat da jemand Börsencrash gesagt? Oder Bärenmarkt? Über die Zukunft lässt sich grundsätzlich streiten – doch ist Fakt, dass das aktuelle Marktumfeld alles andere als einfach zu lesen ist. Was alles los ist, und was wir in diesem Umfeld sinnvoll tun können, möchte ich mit euch durchgehen.
Die Gründe für die unsicheren Zeiten und den immer wieder zuschlagenden “Bären” sind sicher vielen bekannt. Dazu gehören zum Einen die (vergangenen) Corona Maßnahmen, die einige Wirtschaftssektoren nachhaltig geschädigt haben. Zum anderen der Krieg in der Ukraine, sowie die damit verbundenen Wirtschaftlichen Sanktionen gegen und von Russland. Zuletzt noch die Transportschwierigkeiten zwischen Asien und Europa – Lieferketten können teilweise nicht mehr bedient werden.
Meiner Meinung nach befinden wir uns bereits in einem Wirtschaftskrieg mit Russland, denn auch Europa ist von Sanktionen getroffen – Russland schränkt die Gaslieferungen ein – bei steigenden Preisen. Es droht im Winter eventuell Gasmangel.
Corona Maßnahmen
Zunächst allerdings einmal zu den Corona Maßnahmen und deren Auswirkungen. Zunächst hat es sich negativ auf den Einzelhandel, Gastronomie, Discotheken&Veranstaltungsbranche, Tourismus sowie einige andere Zweige ausgewirkt. Dafür gab es eine positive Entwicklung beim Onlinehandel und Versanddienstleistern. Hier ist ein enormes Wachstum eingetreten – neue Mitarbeiter wurden eingestellt um die extrem hohe Auftragslage irgendwie zu bewältigen. Dieses Wachstum ist allerdings (stand jetzt) leider nicht nachhaltig. Aktuell kämpfen Amazon und co. damit, dass gelockert wurde – wir können nun (in DE und großen Teilen der Welt) wieder ohne Maske und Einschränkungen shoppen gehen. Man merkt an der Einstellung vieler Menschen, dass man die Maßnahmen und Einschränkungen nun leid ist. Die Menschen wollen wieder raus – feiern, shoppen, Spaß haben. Das Merken natürlich die Onlinehändler. Das Wachstum stockt oder ist gar Rückläufig.
Natürlich sehe ich einen langfristigen Trend in Richtung Onlinehandel – doch aktuell gerät das nach dem extremen Schub wieder ins Stocken.
Das bedeutet, dort müssen Mitarbeiter entlassen werden – dies ist vor allem in Deutschland und Europa aufgrund von strengeren Gesetzen nicht so einfach möglich.
Diese Entwicklungen sind in den Kursen allerdings meiner Meinung nach größtenteils schon eingepreist. Die beim Staat durch die Maßnahmen verursachten Kosten meiner Meinung nach allerdings noch nicht. Das spiegelt sich am Ende in der Inflation wieder. Der Staat hat mit den Test- und Impfkampagnen massiv Geld ausgegeben, was eigentlich gar nicht da war. Was vielen nicht bewusst war/ist – mit jedem Weg zum Testzentrum verursacht man kosten. Diese trägt zwar der Staat, doch wovon bezahlt er das? Steuergelder – ergo, unser Geld. Meiner Meinung nach war das der erste Schritt in Richtung Inflation.
Transportschwierigkeiten und Lieferketten
Auch vor dem Krieg in der Ukraine gab es bereits Lieferschwierigkeiten. Chipmangel ist hier das Stichwort. Nicht nur das Schiff, dass den Suez-Kanal blockiert hat, hat dazu beigetragen. Auch generell überlastete Transportkanäle von Asien nach Europa, sowie die extrem hohe Abhängigkeit sorgen für dieses Problem. Nicht nur Chips, auch andere seltene Erden, Batterien/Akkus, Rohstoffe und vieles Mehr kommen aus Fernost. Ich kann es zwar nicht belegen, vermute allerdings, dass in China durch den wachsenden Wohlstand selbst mehr dieser Produkte/Rohstoffe benötigt wird, sodass generell weniger exportiert wird.
Das sorgt allerdings dafür, dass für uns einige Lieferketten nicht mehr bedient werden können bzw. die Produkte erst verzögert oder sogar gar nicht mehr geliefert werden. Nicht nur, dass PC’s, Monitore und andere Hardware schwieriger zu beschaffen und ggf. teurer wird. Auch Autos – in denen immer mehr Chips verbaut werden – haben Lieferzeiten, die ich so noch nie gesehen habe. Ich selbst kenne Lieferzeiten von 3-4 Monaten und halte das für “normal”. Mittlerweile sind wir bei 12 Monaten und länger. Autos mit elektrisch einklappbarer Anhängerkupplung können gar nicht mehr geliefert werden, da hierfür die Chips fehlen.
Das wirkt sich massiv auf einige Wirtschaftszweige aus.
Meiner Meinung nach brauchen wir in Europa mehr eigene Produktion von Chips, Batterien und co. um dem irgendwie entgegen zu wirken – der Bau dieser Produktionslinien kann allerdings noch einige Jahre in Anspruch nehmen.
Auch diese Problematik wirkt sich auf die Preise aus. Technik und alles was Chips beinhaltet wird teurer und sorgt für eine Inflation in bestimmten Bereichen. Langfristig wird es sich meiner Meinung nach allerdings auf alle Produkte auswirken, da irgendwo in der Lieferkette immer Maschinen sind, die Arbeiten verrichten. Damit werden auch Chips und Rohstoffe gebraucht, die von diesen Preissteigerungen betroffen sind. auch wenn es sich nicht sofort auswirkt, könnten wir das in einigen Jahren noch spüren.
Krieg und dessen wirtschaftliche Folgen
Wie der Krieg sich weiter entwickelt, ist nicht abzusehen. Aktuell findet der Krieg “nur” in der Ukraine statt. Es könnte sich jedoch auch zu einem dritten Weltkrieg entwickeln – und dieser könnte sogar Atomar stattfinden. Die Folgen dessen möchte ich mir nicht ausmalen – damit meine ich nicht die Wirtschaft.
Aktuell ist der Handel mit Russland massiv eingeschränkt. Vor allem die Energiepreise leiden darunter. Wenn Russland uns den Gashahn zudreht, droht uns ein Gasmangel. Das bedeutet nicht nur, dass man ggf. nicht mehr Heizen kann. Ganze Industriezweige sind davon abhängig und brauchen Gas für ihre Produktion. Dabei ist wichtig zu wissen: Einige Anlagen stehen niemals still. Wenn diese ausgeschaltet werden, kann man diese nicht einfach so wieder einschalten. Möglicherweise führt dies zu einer Abwanderung in andere Länder, in denen die Löhne niedriger sind (Indien, China, etc.). Dies schadet nicht nur der Deutschen Wirtschaft, sondern sorgt auch für noch mehr Transporte.
Aktuell sind die Gaslieferungen aus Russland stark reduziert. Auch Öl wird nicht mehr oder kaum noch von dort gekauft. Das sorgt hier für eine Verdopplung der Gas- und Ölpreise. Darunter leiden sowohl einige Unternehmen, die auf diese Produkte angewiesen sind, als auch die Verbraucher. Man schaue sich alleine die Preise an der Tankstelle an.
Das ist aber noch lange nicht alles. Russland und die Ukraine sind für große Teile des Weizen in Europa verantwortlich. Wenn das knapp wird, erhöhen sich auch hier die Preise bzw. wurden bereits erhöht. Insgesamt liegt die offiziell berechnete Inflation bei etwa 8%. Es ist gefährlich, dass nun eine Lohn-Preis Spirale beginnt. Rentner haben bereits über 6% mehr bekommen. Wenn es in den Betrieben ähnlich aus sieht, könnte dies gefährlich werden und die Inflation verschlimmern.
Mittelfristig sorgt eine hohe Inflation auch wieder für steigende Zinsen – wie sonst wollen die Zentralbanken die Inflation dämpfen und in den Griff bekommen? Die FED hat es vorgemacht, und eine Zinsanpassung von 0,75% des Leitzinses nach oben veranlasst. Für alle, die aktuell (hoch) verschuldet sind, ist das ein Problem. Auch die EZB wird sicher bald die Zinsen erhöhen. Dies könnte zu einer Schuldenkrise führen. Viele unternehmen sind höher verschuldet, als sie eigentlich sollten. Die Wirtschaft läuft aufgrund der Knappheit vieler Rohstoffe ohnehin nicht so wie sie sollte, und gerät in vielen Zweigen ins Stocken. Wenn dann auch noch die Zinsen (stark) erhöht werden, könnten die Zinsbelastungen für die Unternehmen zur Insolvenz führen. Die hohen Zinsen werden allerdings auch Investitionen verringern, da schlicht für diese dann in vielen Bereichen kein Geld da ist.
Die steigenden Zinsen würden auch viele Privatleute betreffen, die dadurch weniger Konsumieren bzw. Investitionen in z.B. Immobilien (Bau), Auto, neuen Fernseher, Laptop, etc. zunächst zurückstellen. Auch das wirkt sich wieder auf die Unternehmen aus und ist ein unangenehmer Teufelskreis.
Nicht nur Unternehmen würden unter diesen steigenden Zinsen leiden. Auch die Privatleute selbst können sich wie oben beschrieben weniger Leisten. Es könnte hierbei auch zu Privatinsolvenzen kommen. Aktuell sehr hoch verschuldete Leute mit zu kurzer Zinsbindung könnten beim sogenannten “Umschulden” von einer höheren Zinsbelastung erschlagen werden. Vor allem bei Immobilien oder KFZ-Krediten, die häufig eine längere Laufzeit haben, könnte dies zum Problem führen. Auch das verringert wieder die Kaufkraft und kostet uns alle Wohlstand.
Mein Fazit – wie handle ich in der Situation
Ich glaube, was Investieren angeht trennt sich aktuell die Spreu vom Weizen. Viele haben aufgrund der hohen Kursverluste keine Lust mehr auf Aktien und Fonds – es wird viel Verkauft – oft auch mit Verlust.
Ich persönlich halte meine Aktien weiter. Wenn, dann hätte ich vor dem Krieg auf dem High verkaufen müssen, um jetzt wieder zu kaufen. Da ich leider nicht in die Zukunft sehen kann, habe ich diese Situation nicht kommen gehen. Für mich wäre es jetzt schon zu spät zu verkaufen. Natürlich kann in der nächsten Zeit alles passieren, genau deswegen halte ich die Aktien, von denen ich langfristig überzeugt bin, weiterhin. Auch z.B. eine BASF, die von der Gasknappheit extrem betroffen ist, bleibt in meinem Depot. Das ist ein höheres Risiko, doch ich bin weiterhin von dem Unternehmen überzeugt.
Ich halte es insgesamt für sehr wahrscheinlich, dass wir einen längeren Bärenmarkt erleben könnten, bzw. es einige Jahre auch seitwärts läuft. Wenn allerdings der Krieg vorbei ist, könnte der Wiederaufbau der Ukraine auch die Wirtschaft wieder etwas stärken, und zu einer schnelleren Erholung führen.
Ich persönlich kaufe aktuell Monat für Monat nach. Alles, was ich an Überschuss habe, wird investiert. Einfach aus dem Grund, dass es auch jederzeit wieder hoch gehen könnte. Ich senke bei einigen meiner Lieblingsaktien gerade massiv meine Einstiegskurse, indem ich immer wieder kleine Tranchen nachkaufe. Für mich ist das die richtige Strategie. Einfach durchhalten, nachkaufen wenn es günstig ist und weiterhin Qualitätsunternehmen in das Depot holen.
Dies ist natürlich keine Anlageberatung. Ich wollte dir hiermit meine Sicht auf die Dinge schildern. Du kannst dir damit vielleicht ein besseres Bild von der Situation machen – für deine Entscheidungen bist du allerdings selbst verantwortlich.