Anlagehorizont und Cash-Quote

Was bedeutet Anlagehorizont?

Der Anlagehorizont ist der Zeitraum, den du dein Geld investiert halten möchtest – oder auch musst. Wenn du z.B. ein Festgeld über 12 Monate abschließt, um deine 0,8% Zinsen mitzunehmen, so hast du in diesem Fall einen Anlagehorizont von einem Jahr.

Warum soll ich mir überhaupt Gedanken über den Anlagehorizont machen? Ich kann doch einfach Aktien verkaufen, wenn ich Geld brauche?

Du hast mitbekommen, was kurz nach dem medialen Fegefeuer der Corona-Pandemie an den Börsen passiert ist? – Super! – Stell dir vor, du investierst Geld in Aktien und ETF’s mit genau dem Vorhaben, die Anteile zu verkaufen wenn du Geld brauchst. Nun kommt die Corona-Pandemie, du bist zu 100% investiert (hast vielleicht noch 500€ für Nahrung auf dem Konto) und du verlierst deinen Job, weil dein Arbeitgeber durch die Folgen der Pandemie pleite ist. Kein Problem, du hast ja 50.000€ in Aktien investiert. Du schaust in dein Depot und siehst die Zahl: 25.000€ – Wo ist das ganze Geld hin? Schade, deine Anteile haben gerade um 50% an Wert verloren, jetzt wo du dieses dringend brauchst. Du verkaufst Anteile im Wert von 5000€ um damit 3 Monate “über die Runden” zu kommen. Für diese 5000€ hast du aber mal 10.000€ investiert. Ist das nicht extrem traurig? Vor allem in Hinblick auf die in der Corona-Pandemie gesehenen schnellen V-Erholung einiger Märkte. Hättest du dein Geld nicht aus dem Depot genommen, wäre der Wert wieder ansatzweise bei dem Ursprungswert. Leider musstest du Geld entnehmen, was in dieser Zeit nicht nur nicht für dich Arbeiten konnte, sondern dich ursprünglich auch doppelt so viel gekostet hat.

Was ist die Cash-Quote?

Die Cash-Quote ist der Anteil an Bargeld (kann auch auf dem Girokonto sein) bzw. das “sofort” verfügbare Geld. Das hat jedoch mehrere Gründe – nicht nur um das oben genannte Beispiel zu vermeiden.

Was bringt mir die Cash-Quote?

Wie im Beispiel bereits erörtert, kannst du in (persönlichen-) Krisen das Geld nutzen, um deine laufenden Kosten sowie Nahrung zu bezahlen. Es sichert dir dein Überleben und schützt auch vor einem (wenn du ausreichend diversifiziert bist, relativ unwahrscheinlichen) Totalverlust. Das ist jedoch nicht alles.
Meistens werden im Crash sofort alle Unternehmen “abgestraft”. Das führt dazu, dass einige Unternehmen die trotz der Pandemie oder des Crashs gleichbleibende oder sogar wachsende Umsätze und Renditen machen, stark unterbewertet sind. Auch jetzt sind noch einige Unternehmen von deren Geschäftsmodell ich überzeugt bin, deutlich unter dem Wert des letzten Hoch’s. Natürlich solltest du auch jetzt nicht deine gesamte Cash-Quote nutzen, allerdings könntest du einen Teil davon in genau diese Unternehmen investieren, um diese entweder “stark rabattiert” einzukaufen, oder sogar von einem extremen Anstieg zu profitieren, da die Branche oder das Unternehmen durch eine solche Krise nur gestärkt wird.

Anlagehorizont festlegen…

Du weißt nun, dass du eine Cash-Quote brauchst, bzw. dies absolut sinnvoll ist. Dadurch kannst du festlegen, wie lange du auf wie viel Geld verzichten kannst. Wenn du z.B. vor hast, in den nächsten 5 Jahren ein Haus zu kaufen (oder zu bauen), hast du einen sehr kurzen Anlagehorizont. Wenn du allerdings einen gewissen Teil deines Geldes für die Altersvorsorge bzw. für deine langfristige finanzielle Freiheit sparen möchtest, hast du einen sehr langen Anlagehorizont. Perfekt ist, wenn du diesen Blog mit unter 20 ließt und dir jetzt schon Gedanken machst, wie du das Geld anlegst und damit umgehst. Wenn du “für die Rente” sparen willst, und sagst du möchtest bis 60 Jahre arbeiten, hast du so einen Anlagehorizont von 40! Jahren. Das ist sehr lang und bringt dir einen tollen Zinseszins Effekt. Je länger dein Anlagehorizont, desto größer dein späteres Vermögen. Jedes Jahr, das du länger wartest, bringt dir mehr Geld ein.
Lege dazu deinen Anlagehorizont fest. Unterteile dein Geld ggf. auch auf verschiedene Anlagehorizonte. Entsprechend der Zeitspanne legst du die Anlage fest. Das langfristige Sparen für die finanzielle Freiheit oder Rente sollte mindestens einen Horizont von 20 Jahren betragen.

Cash-Quote festlegen…

Natürlich solltest du nicht eine feste Cash-Quote von z.B. 30% festlegen. Allerdings kannst du von dem Geld was du investieren möchtest einen Teil auf dem Verrechnungs- oder Girokonto lassen, um deine Cashposition aufzubauen. Lege dir feste Regeln fest, wie du in welcher Situation damit umgehst. Lege dir einen festen Betrag fest, den du monatlich für deine Cash-Quote sparst. In meinem Fall sind das 25% – sparst du z.B. monatlich 100€, gehen davon 75€ in Aktien und 25€ auf ein Verrechnungskonto. Im “normalen” Börsenverlauf außerhalb einer Krise nutze ich auch kleine Teile (maximal 15%) meiner Cash Quote um kleine “Dips” nach unten mitzunehmen. Wenn eine meiner beobachteten Aktien nun einen Schuss von 10% nach unten macht, nutze ich das als Gelegenheit um nachzukaufen.
Der wahre Sinn einer Cash-Position: Wenn du deinen Job in der Krise nicht verloren hast und dein Einkommen ist unverändert, kannst du es Riskieren die Cash-Position zu verringern. Wenn also die Börse 30, 40, oder gar 50% nach unten gerasselt ist und der Bär los ist, kannst du dir einen gewissen Betrag rausnehmen und “nachinvestieren”. Ich habe dafür 50% festgelegt. Damit halbiere ich bei jedem Crash bzw. weiteren Schlag nach unten meinen Cash-Bestand. Wenn nun die Börse wenige Wochen oder Monate später erneut den Bären freilässt und es wieder 15% oder mehr nach unten geht, halbiere ich erneut. Natürlich solltest du dabei nicht in Unternehmen investieren, die durch ein voranschreiten der Krise verlieren und möglicherweise bald pleite sind, nur weil du denkst es geht sofort wieder hoch. Auch hier ist es wichtig auf Qualitätsunternehmen zu setzen, in deren Geschäftsmodell du großes Vertrauen hast – auch in Zeiten einer Krise.

Fazit

Lege sowohl Anlagehorizont als auch Cash-Quote sinnvoll und gewissenhaft fest. Mache dir Gedanken über deine Ziele und Wünsche sowie mögliche Käufe oder Kosten, die auftreten können. Ein Sicherheitspolster von 2-3 Monatsgehältern sollte immer vorhanden sein. Darüber hinaus sollte die Cash-Position bei einem lang anhaltenden Wirtschaftsboom ebenfalls wachsen, damit du diese im Falle eines Crashs sinnvoll und sukzessive investieren kannst. So profitierst du von reduzierten Aktienpreisen, wenn du in langfristig orientierte und stabile Unternehmen investierst. Du senkst damit deutlich deinen durchschnittlichen Einstiegskurs – das wiederum führt zu einer gesteigerten Gesamtrendite (langfristig).

Denke langfristig – gerade wenn du dich auf ein Ziel wie Altersvorsorge oder finanzielle Freiheit in 20, 25 oder 35 Jahren festlegst. Geduld zahlt sich am Ende meistens aus.