Ein ETF bezieht sich meistens auf einen Index und hat die Aufgabe, diesen Nachzubilden.
Ein Index ist z.B. der DAX – dieser beinhaltet die 30 größten Aktiengesellschaften Deutschlands. Weitere Beispiele wären z.B. der Dow Jones oder der S&P 500. Dabei passiert es regelmäßig, dass ein Unternehmen einen Index verlässt oder ein neues Unternehmen in den Index aufsteigt. Provokativstes Beispiel wäre hier Wirecard – 2018 ist das Unternehmen in den DAX aufgestiegen, 2020 darf das Unternehmen diesen wieder verlassen. Normalerweise sind die Abstiege nicht so gravierend wie bei Wirecard, kommen jedoch immer wieder vor.
Ein ETF ist also da, um die Wertentwicklung eines Index wie dem DAX nachzubilden. Dazu werden exakt die Aktien in genau der Gewichtung gekauft, wie sie im DAX vorhanden sind. Je größer die Marktkapitalisierung im Vergleich mit anderen Unternehmen, desto größer die Gewichtung im ETF. Wenn nun jedoch ein Unternehmen den DAX betritt und dafür ein anderes diesen verlässt, muss kurzfristig auch das “Depot” des ETF angepasst werden. Aus diesem Grund nennen einige die ETFs auch “Brandbeschleuniger”. Denn wenn ein Unternehmen den DAX verlässt, hat es entweder an Wert verloren, oder ein anderes Unternehmen schneller an Wert gewonnen. Da sich DAX ETF oder generell ETF heutzutage an großer Beliebtheit erfreuen, stecken in diesen auch eine Menge Kapital. Durch den Verkauf von so großen Anteilen eines Unternehmens an der Börse wird der Kurs der Aktie deutlich einbrechen – möglicherweise mehr als “gerechtfertigt”.
Grundsätzlich ist ein ETF für den Anleger ein bereits diversifiziertes Produkt, mit dem sich an den Gewinnen der Indexe teilhaben lässt. Wenn man voraussetzt, dass sich die Entwicklung in den nächsten z.B. 50 Jahren so fortsetzt, hat man hier eine gute Chance auf seine “durchschnittlichen 6%”. Natürlich ist es keine Garantie, schützt allerdings immerhin vor dem Totalverlust eines Unternehmens, wie z.B. zuletzt bei einer Wirecard.
Die Gebühren für einen ETF liegen im durchschnitt bei 0,2-0,9% p.A. – Damit deutlich günstiger als ein gemanagter Aktienfond.
Vorsicht: Es gibt jedoch nicht nur ETFs die einen Index in Form von einzelnen Aktienpaketen nachbilden. Es gibt auch sogenannte “synthetische” ETFs. Hier werden Derivate und sonstige Wertpapiere vom Kapital der Anleger gekauft, mit denen die Rendite des Index nachgebildet werden soll. Das kann, muss jedoch nicht funktionieren. Es ist immer ein Tauschgeschäft mit der Bank. Es ist dabei egal, ob die Bank einen Gewinn oder Verlust macht, als Aktionär bekommt man (abzüglich der Kosten) die Indexrendite. Ich kann selber nicht einschätzen, wie sicher das ganze ist. Ich meide solche synthetischen ETFs jedoch gänzlich. Wenn auch die Genauigkeit der physisch nachgebildeten ETFs etwas schlechter ist, da man auf gewisse Ereignisse nur mit Verzögerung reagieren kann und nie perfekt den Index abbildet, fühle ich mich damit wohler. Wie ich sonst bereits oft schreibe, muss man mit seiner Geldanlage auch gut schlafen können. Ich empfinde synthetische ETFs als Mogelpackung – mir ist einfach nicht wohl dabei.
Ich sehe außerdem weitere grundlegende Risiken bei ETFs – vor allem für mich als Anleger, der seine Aktien normalerweise selbst analysiert. Wenn ich mir z.B. einen DJ Global Titans 50 ETF ansehe, ist dort (aktuell) mit einer Gewichtung von 9,46% Amazon und 8,79% Apple vertreten. Das sind sehr große Anteile dieses ETF, die aus Aktien bestehen, die ich aktuell aufgrund der in meinen Augen überbewerteten Preise nicht kaufen würde. Natürlich finde ich beide Unternehmen klasse – jedoch finde ich den “Hype” etwas zu groß und gefährlich. Ähnliches gilt für einen bekannten MSCI World ETF – Hier wird der Weltmarkt abgebildet, und allein 4,36% machen Apple Anteile aus. Das ist nicht grundsätzlich schlecht, aber steuert dazu bei, dass ungewollt der Hype auf solche Aktien noch stärker wird.
Man nennt ETFs aus diesem Grund auch oft “Brandbeschleuniger”. Starke Aktien die ohnehin gehyped sind bzw. einfach eine wahnsinnige Marktkapitalisierung haben, werden in ETFs höher gewichtet. Das wiederum führt dazu, dass mehr Geld, welches in ETFs eingezahlt wurde in diese Aktien investiert wird. Das sorgt damit für noch schneller steigende Kurse. Du denkst nun sicher: Ist doch klasse, dann sollte ich nur in ETFs profitieren oder die höchsten in ETFs gewichteten Einzelaktien – damit mache ich doch tolle Rendite. Dies mag vielleicht kurzfristig funktionieren, jedoch gilt natürlich auch gleiches für einen eventuellen Abwärtstrend. Wenn nun einige Aktionäre erkennen, dass die Aktie überbewertet ist, sinkt die Marktkapitalisierung wieder – dies führt dadurch zu einer niedrigeren Gewichtung im ETF und führt dazu, dass auch hier Anteile verkauft oder weniger Anteile neu gekauft werden. Das führt bei diesen Positionen wieder zu sinkenden Kursen und im schlimmsten Fall sogar zu einer Abwärtsspriale. Bisher habe ich noch keinen solchen Fall beobachtet, allerdings halte ich es für absolut realistisch.
Ich will mit den oben genannten Punkten ETFs grundsätzlich nicht schlecht machen, sondern weise nur auf die Risiken hin, die ich sehe. Weiterhin halte ich ETFs für Anleger immer noch als sinnvolle Kapitalanlage, wenn man sich nicht mit dem Thema Aktien auseinander setzen möchte. – Dennoch muss man sich vor dem Kauf bzw. Einrichten eines Sparplans etwas mit dem ETF auseinandersetzen. Wenn du den richtigen oder die richtigen ETFs finden willst, achte auf folgende Kriterien:
- Breite Diversifizierung (entweder innerhalb des einzelnen ETF oder mit Mehreren) – am besten weltweit und branchenübergreifend
- geringe Kosten
- schaue dir die Gewichtung an – wähle einen ETF dessen Gewichtung der Aktien zu dir passt – finde ggf. “no-Go’s” und sortiere aus
- wähle die für dich passende Form: synthetisch oder physikalisch
Du kannst ETFs auch nutzen, wenn du eigentlich auf Einzeltitel setzt. Du kannst damit deine Diversifikation erhöhen und dein Risiko verringern.
Dies ist keine Anlageberatung, lediglich meine persönliche Einschätzung die ich für mich selbst treffe und öffentlich aufschreibe. Jede Anlageentscheidung sollte gut überlegt sein.