Bausparen

Viele träumen vom schönen Haus mit großem Garten. Oft denkt man dabei an Bausparen. Auch mir hat man damals einen Bausparvertrag empfohlen. Macht das überhaupt noch Sinn, was gibt es für Alternativen? Warum gibt es das Konzept überhaupt? Ich versuche, das gemeinsam mit euch aufzuklären.

Ja, auch ich hatte mal einen Bausparvertrag. Wir schreiben das Jahr 2014 – ich habe 2013 im August meine Ausbildung begonnen, Geld verdient und hatte jeden Monat etwas übrig. Da meine Eltern mir das Sparen beigebracht und nahegelegt haben, dachte ich mir, es wäre eine gute Idee zur Bank zu gehen und dort nachzufragen, wie ich mein Geld am sinnvollsten anlege. Als ich mein Anliegen der Bankberaterin geschildert habe, (es waren damals 500€/Mon.) fragte sie mich, ob meine Eltern in einem Haus oder einer Wohnung wohnen würden, und ob es deren Eingentum wäre. Wahrheitsgemäß beantwortet ich die Frage – sie leben in einem Haus und es ist ihr Eigentum. Ihre Reaktion: „Dann willst du das natürlich später auch. – Deswegen ist ein Bausparvertrag das richtige für dich. Damit bekommst du Zinsen auf dein Guthaben und legst außerdem jetzt schon einen sehr günstigen Kreditzins für später fest.“
Natürlich habe ich damals in meiner Unwissenheit nicht hinterfragt, ob es Alternativen gibt und wie sich die Kosten zusammensetzen. Ich habe es einfach unterschrieben und regelmäßig eingezahlt. Die Börse war ohnehin nur etwas für „Zocker“ – man würde dort ja nur Geld verlieren. So zumindest damals die Bankberaterin.

So viel zunächst zu meiner Erfahrung. Wo kommen das Bausparen überhaupt her?
Die Geschichte der Bausparkassen begann 1775 – in Deutschland gab es die erste Bausparkasse allerdings erst im Jahre 1885 unter dem Namen „Bausparkasse für Jedermann“. Diese wurde gegründet, um Menschen den Wunsch zu ermöglichen, für Wohneigentum zu sparen – und sogar vorzeitig das Haus bauen/kaufen zu können, um später einfach weiter zu „sparen“. In der Regel sind heutige Bausparverträge ab 40/50% zuteilungsreif. Das bedeutet, dass man ab einem Sparguthaben von 40% bzw. 50% der Bausparsumme diese vollständig auszahlen zu lassen. Anschließend zahlt man die 60% bzw. 50% Kredit einfach ab. Der Kreditzins wird dabei vorher festgelegt.
Die Idee dahinter ist in folgendem Beispiel einfach erklärt:

Um es sehr vereinfacht darzustellen haben alle Personen den gleichen Bausparvertrag.
In Jahr 1 sind 5 Personen, die gern ein Haus bauen wollen. Jeder bekommt einen Bausparvertrag und zahlt die gleiche Sparrate ein. Nach 10 Jahren hätten alle die Bausparsumme erreicht. So wäre nach 2 Jahren die Bank in der Lage, für eine der Personen den Bausparvertrag zuzuteilen bzw. auszuzahlen. Die Person deren Vertrag ausgezahlt wird zahlt nun weiter, sodass alle 2 Jahre ein Bausparvertrag zugeteilt werden kann. Wenn in Jahr 2, Jahr 3 usw. jeweils 5 weitere Personen den gleichen Bausparvertrag abschließen, erhöht sich die regelmäßige Sparrate aller, sodass pro Jahr immer mehr Verträge zugeteilt werden können.
In Wahrheit ist das ganze deutlich komplexer, jedoch reicht das für ein Grundverständnis.

Vor einigen Jahren, z.B. als meine Eltern noch im „Bausparer-Alter“ waren, waren die Zinsen noch deutlich höher. Sowohl für das Ersparte, als auch für Kredite. Mit Bausparverträgen konnte man sich so „heute“ schon den Kreditzins von „morgen“ sichern. Wenn die Zinsen also gestiegen sind, hat man davon profitiert, da man seinen eigenen Kreditzins im Bausparer bereits festgelegt hat. Das war ein großer Vorteil von Bausparverträgen. Dazu kommt die staatliche Förderung, z.B. in Form von Bauspar-Riester bzw. Wohn-Riester.
Heute, in einer Zeit in der die Zinsen voraussichtlich nicht mehr so schnell steigen, sondern eher noch in den Minus-Bereich rutschen, kann man sich die Zinsfestlegung auf dem Bausparer auch sparen.

Was ist dann eigentlich noch heute der Sinn an einem Bausparvertrag?
Dazu zählt in meinen Augen lediglich die staatliche Förderung, und die Zinsen, die man eventuell auf das Sparguthaben erhält. Diese beiden positiven Positionen müssen jedoch zunächst die Kosten decken. Es ist natürlich immer eine Einzelfallentscheidung, jedoch macht es in den allermeisten Fällen keinen Sinn mehr. Lediglich bei Geringverdienern könnte die Arbeitnehmersparzulage bzw. Wohnungsbauprämie etwas bewirken. Meist deckt das jedoch noch nicht mal die hohen Kosten. Wenn man dann noch die Inflation mit einrechnet, hat man insgesamt Verlust gemacht. Fast immer.

In meinem Fall war die Bausparsumme auf 100.000€ festgelegt. Das bedeutet, ich musste 1% davon, also 1000€ zunächst für den Vertrag blechen. Das ist m.E. immer so. zusätzlich wurden 7,20€/Jahr Verwaltungsgebühr abgezogen. Das ganze bei 0,1% Guthabenszins. Also erst als ich 7200€ Guthaben hatte, also nach genau 17 Monaten (normalerweise wären es 15 Monate, aber die 1000€ Kosten gehen direkt als Minus auf dein Bausparkonto), konnte der Zins die laufenden Kosten decken. Dann musste ich aber irgendwie noch dafür sorgen, dass ich die 1000€ Kosten innerhalb des Vertrages erwirtschafte – und selbst wenn das passiert ist, und +-0 raus komme, frage ich mich: Was hat es mir gebracht? Da hätte ich mein Geld auch unter’s Kopfkissen legen können. Der festgelegte Kreditzins 3,25% war jetzt auch nicht sonderlich günstig. Wenn ich jetzt einen Kredit für eine selbstbewohnte Immobilie aufnehme, komme ich vermutlich günstiger Weg.

Mein Fazit zu Bausparverträgen:
In wirklich sehr seltenen Einzelfällen kann es möglicherweise ein wenig Rendite abwerfen, wenn man staatliche Förderung usw. berücksichtigt. Ich denke jedoch, dass es sinnvoller ist, andere Anlagemöglichkeiten in Betracht zu ziehen. Dazu wird es auf meinem Blog noch weitere Beiträge geben – Stay Tuned! 😉