Depotcheck/Kurzanalyse: Fraport

Fraport verbinden die meisten ausschließlich mit dem Frankfurter Flughafen. Dass sich in diesem Unternehmen eigentlich Beteiligungen an über 30 Flughäfen verstecken, wissen die wenigsten. Fraport ist im allgemeinen Flughafenbetreiber. Man könnte es allerdings auch teilweise als Immobilienunternehmen bezeichnen. Vor allem mit einem extremen Vorteil: es gibt nicht so unglaublich viel Auswahl an Flughäfen in der Nähe, und daher wenig Konkurrenz.

Fraport bietet Infrastruktur. Eine Infrastruktur für die Passagiere, um zum Flugzeug zu gelangen. Für die Airlines, zum Tanken, etc. Dazu gehören noch die diversen Shops, die sich innerhalb des Flughafens befinden – diese müssen dem Betreiber natürlich auch Miete zahlen. Auch die oft teuren Parkhäuser gehören zu Fraport – und das nicht nur in Frankfurt.

Der Großteil des Umsatzes bzw. der Gewinne kommt, trotz der weitreichenden Beteiligungen an anderen Flughäfen, aus Deutschland. Hier spielt allerdings nicht nur der Passagier eine Rolle, sondern auch Luftfracht. Während die Umsätze durch Passagiere in der Corona-Pandemie extrem eingebrochen sind, ist das Luftfrachtsegment stark gestiegen. Hier bin ich außerdem von einem langfristigen Wachstum überzeugt – Luftfracht, und die dahinter stehende Infrastruktur und Abwicklung wird eine immer größere Rolle spielen.

Durch die Corona Pandemie sind bereits bestehende Projekte zur Verbesserung der Margen beschleunigt worden. Es gab bereits länger die Wünsche, durch mehr Digitalisierung Personal abzubauen und Prozesse zu beschleunigen. Weniger Bürokratie, mehr Automatismen – so war im Kurzen die Idee. Vor allem im Sektor Luftfracht lässt sich einiges automatisieren. Hier können ganze Straßen Pakete autonom zuordnen und in die richtigen Container sortieren. Nur für wenige Prozesse werden hier noch Menschen benötigt.
Gleichwohl lässt sich auch an anderer Stelle die Digitalisierung nutzen. Self Check-In Automaten können den Menschen ersetzen. Lediglich in wenigen Fällen werden dafür noch Menschen gebraucht. Vor allem lassen sich teure mehrsprachige Mitarbeiter dadurch sparen, da die Automaten in allen Sprachen genutzt werden können.

Was zu beachten ist, dass in diesem Fall der Staat, bzw. genauer das Bundesland Hessen eine Beteiligung von etwa 30% an Fraport besitzt. Das ist in diesem Fall sehr positiv. Das Land Hessen nutzt Fraport bzw. dessen Dividenden auch als Einnahmequelle um die leeren Kassen aufzufüllen – somit ist hier kein Interessenkonflikt vorhanden. Die Regierung wird voraussichtlich immer daran interessiert sein, das Unternehmen profitabel zu halten – so wie wir Investoren. Auch für Dividendenjäger ist das interessant, denn diese könnte voraussichtlich wieder langfristig und regelmäßig erhöht werden.

Ich persönliche gehe bei Fraport davon aus, dass der Anteil an Geschäftsreisen etwas sinken wird. Viele Geschäftsreisen können durch größer angelegte Webmeetings ersetzt werden. Die Möglichkeiten haben sich durch die Pandemie verbessert, und das Bewusstsein der Menschen hat sich in diesem Bereich erweitert. Viele wussten einfach nicht, welche Möglichkeiten es hier gibt, um auch dadurch Geld und vor allem Zeit zu sparen. Der Frachtbereich wird allerdings dafür etwas mehr wachsen, während ich die Zahl der Urlaubsreisenden als gleichbleibend bzw. leicht steigend einschätzen würde. Wenn sich die pandemische Lage wieder vollständig erholt hat (vielleicht 2023) werden die Zahlen wieder der prä-Corona Zeit entsprechen. Langfristig sehe ich auch noch ein deutliches Wachstum bei den ausländischen Flughäfen, wie z.B. in Griechenland (für Urlauber) aber auch z.B. Lima in Peru. Wenn in Peru bzw. Südamerika die Einkommen und der Lebensstandard steigen, wird es auch von dort mehr Flugreisende geben.

Zur Dividende lässt sich sagen, dass vor der Pandemie die Ausschüttungsquote immer in einem sehr geringen und gesunden Rahmen gehalten wurde. Diese lag meist bei 30-50%. So war noch genug Geld für Investitionen in das Wachstum des Unternehmens vorhanden, gleichzeitig konnten wir von einer großzügigen Dividende profitieren.

Ich persönlich bin sehr auf die Bilanz für das Jahr 2021 gespannt. Vor allem ab dem Sommer waren einige Menschen es einfach leid, immer nur zuhause zu sitzen. Ich rechne hier mit einem rasanten Anstieg der Passagiere.

Was mir an dem Unternehmen aktuell nicht gut gefällt, ist die sehr hohe Verschuldung. Dies ist einzig und allein damit auszugleichen, dass der Immobilienbestand bzw. Wert sehr groß ist. Langfristig muss für meine Einschätzung der Schuldenberg abgebaut werden – wenn die Zinsen steigen, sinkt die Renditeerwartung.

Bei einem Einstiegspreis von 60€ habe ich die Renditeerwartung bei ca. 9%. Es kann also in meinen Augen auch jetzt noch Sinn machen, einzusteigen.
Ich hatte einen Einstiegskurs von 35,51€. Da Fraport allerdings bereits 3,75% von meinem Depot ausmacht, stufe ich es für mich aktuell auf “hold” ein. Fällt der Kurs noch einmal unter 50€, würde ich hier Nachkaufen.