freenet Aktienanalyse

freenet? Die gibt es noch? Aber was will ich da? Vielleicht 8% Dividendenrendite!
freenet ist mehr als man denkt, deswegen möchte ich dich hier darüber aufklären und dir meine persönliche Aktienanalyse zeigen. Ich habe zu dem Thema eine ganze Woche recherchiert, habe mir genau die Produkte angesehen, und nutze einen Teil davon sogar schon seit langem, ohne dass ich es wusste!

Freenet Logo

Die größte Sparte von freenet ist der Bereich Mobilfunk – dabei hat freenet kein eigenes Netz. Sie mieten unter verschiedenen Marken die Kapazitäten von den (bisher) drei Netzbetreibern in Deutschland. Ja ich weiß, Drillisch hat selbst Frequenzen ersteigert und will eigener Netzbetreiber werden – bisher sind sie es aber noch nicht, mit dem Ausbau des Netzes wurde noch nicht begonnen. Die größte Marke von freenet ist in Mobilcom-Debitel. Unter dieser Marke bietet man Verträge in den Netzen von allen drei Netzbetreibern an.
Zusätzlich gibt es noch freenet-mobile und klarmobil, in denen man mit D-Netz Verträgen wirbt. Hier gibt man explizit nur die Technologiepartner Telekom und Vodafone an. Das ist die Anlaufstelle für alle, die gern in einem der beiden Netze wären, doch die teuren Verträge bei Telekom oder Vodafone selbst nicht bezahlen können oder wollen. Vor allem die Verträge von Klarmobil sind auf der Vergleichsplattform Check24 sehr präsent. Dazu gehört auch die Mobilcom-Debitel mit der Marke “Crash”. Hier gibt es oft zeitlich begrenzte Angebote die über enorme Cashback-Modelle sehr günstig sind.
Dazu kamen in den letzten Jahren noch zwei weitere bahnbrechende Modelle, die jeweils für spezielle Zielgruppen gemacht sind: freenet FUNK und freenet FLEX. Beide Angebote sind im Netz von o2/Telefonica. Beide Angebote sind sehr flexibel – FUNK wird tageweise abgerechnet. Man kann entscheiden ob man 1GB für 69 Cent oder Unlimited für 99 Cent benötigt. Außerdem gibt es kostenlose Pause-Tage, an denen man nichts zahlen muss (sofern man es in Anspruch nimmt). Bei freenet FLEX kann man monatlich das Datenvolumen ändern und hat verschiedene Kapazitäten zur Auswahl. Die beiden Modelle sind vor allem für eine Zielgruppe von Leuten, die sich nicht binden wollen und trotzdem eine tolle Leistung zu einem attraktiven Preis erhalten möchten – gleichzeitig noch hohe Flexibilität dazu. Außerdem gehören noch zu den Marken Callmobile und debitel-light.
Von früher weiß ich, dass Mobilcom-Debitel immer damit geworben hat, dass man eine Gemeinschaft von vielen Menschen/Kunden ist, und somit bei den Netzbetreibern bessere Preise bekommt. Genauso wird es auch heute sein. Ausschließlich als Reseller zu arbeiten hat Vor- aber auch Nachteile. Natürlich können so die Kosten sehr gering und auch flexibel gehalten werden – man kauft bei den Netzbetreibern immer nur die Kapazitäten, die man auch wirklich braucht. Außerdem hat man die Möglichkeit zu strengen Verhandlungen, da die Netzbetreiber trotzdem Geld damit verdienen wollen, die Kapazitäten an freenet zu verkaufen. Ich glaube keiner der Netzbetreiber möchte aus dem Reseller-Modell rausfliegen. Dennoch gibt es eine starke Abhängigkeit von den drei Netzbetreibern. Sollten die drei Netzanbieter ihre Preise für B2B massiv erhöhen, weil man die Produkte selber vertreiben möchte (oder auch die Preise für Endkunden massiv senkt) würden freenet und den dazugehörigen Marken bald die Kunden weglaufen. Ich denke jedoch, dass hier die Behörden den Markt entsprechend regulieren würden und das ganze zumindest Ansatzweise unterbinden wollen, denn Konkurrenz belebt den Markt. Dennoch ist es ein etwas unangenehmes Gefühl zu wissen, dass freenet der Konkurrent seiner Lieferanten ist.
Ich selbst bin Kunde bei freenet im Bereich Mobilfunk. Ich habe meinen Handyvertrag bei Klarmobil. Diesen habe ich über Check24 abgeschlossen. Ich zahle hier 11,99€/mon. für eine Allnet-Flat mit 8GB Datenvolumen im Vodafone Netz, mit LTE und 50Mbit/s. Natürlich könnte ich den Vertrag auch bei Vodafone direkt abschließen und würde höhere Datenraten bekommen, doch was bringen mir mehr als 50Mbit/s auf dem Handy? Ich brauche einfach nicht mehr – wieso sollte ich dann mehr bezahlen.

Der Mobilfunk-Bereich hat im Jahr 2020 zwar ein wenig mehr Postpaid-Kunden gewinnen können, allerdings sind die Umsätze und Gewinne in diesem Bereich leicht gesunken. Das liegt einfach daran, dass dieser Markt hart umkämpft ist und außerdem schon stark gesättigt. Abgesehen davon ist auch freies WLAN immer verbreiteter, weshalb der Wunsch der Kunden oft nicht mehr Datenvolumen sondern ein niedrigerer Preis ist. Trotz der Corona-Krise konnten also mehr Verträge abgeschlossen werden – dies liegt meiner Meinung nach nicht zuletzt an der Vertriebsmöglichkeit über Vergleichsportale. Hier schneidet man oft im Preis-Leistungs Vergleich sehr gut ab. Grundsätzlich hauen die Geschäftszahlen mich nicht vom Hocker, sind allerdings für einen so stark gesättigten und umkämpften Markt in Ordnung.

Ein weiterer interessanter Bereich sind die zur freenet Group gehörenden Gravis-Shops. Man versteht sich als Hersteller unabhängiger Digital-Lifestyle Shop. Die persönliche Beratung steht im Vordergrund. Was mir auf jeden Fall im Kopf geblieben ist, sind die von Apple zertifizierten Reparaturen – oft auch vor Ort im Shop. Ich erinnere mich an mein iPhone 6, welches mir damals ohne Hülle frontal auf den Boden gefallen ist. Das Display wurde (nach Terminvereinbarung am Telefon) vor Ort im Aachener Gravis-Shop getauscht. Nach einer halben Stunde konnte ich das Gerät schon wieder mitnehmen.
Natürlich hat Gravis auch einen Online-Shop, doch haben die Absätze in diesem Segment sehr stark unter den Lockdowns gelitten. Bis Q3 2020 sahen die Zahlen noch in Ordnung aus, doch ab Q4 2020 ging es stark bergab. Ich rechne allerdings damit, dass nach Öffnung der Geschäfte die Zahlen wieder auf das alte Niveau steigen.

Der nächste spannendende Geschäftsbereich von freenet ist TV und Medien. Das ist in meinen Augen ein möglicher Wachstumstreiber für die Zukunft. Zu freenet gehört in diesem Bereich zunächst freenet.TV sowie Media Broadcast. Hier betreibt man mit freenet.TV den DVB-T Rundfunk. Mit der richtigen Hardware und gegen monatliche Gebühr Empfangen ca. 900.000 Kunden in Deutschland ihre Fernsehprogramme. Der Kundenanzahl von freenet.TV ist zuletzt gesunken, da man die Satteliten-TV Sparte aufgegeben hat. Langfristig rechne ich hier allerdings eher mit einem Rückgang der Umsätze als mit einem Wachstum. Die Empfangswege verlagern sich in Richtung Internet. Ich gehe sogar einen Schritt weiter und behaupte, dass lineares Fernsehen mehr und mehr an Interesse und Relevanz verlieren wird.
Media Broadcast betreibt die Sendestationen für die Bundesweiten DAB+ Radioprogramme. Außerdem bietet man verschiedene Services für digitalen und analogen Hör- und TV-Funk. Ein wichtiges Geschäft, welches allerdings in meinen Augen langfristig an Wert verlieren wird. Alles verlagert sich in Richtung Internet – doch hierfür hat freenet auch schon etwas in Produktportfolio:
waipu.tv ist ein online TV und Medien Dienst. Gegen einen Monatlichen Betrag gibt es Zugriff auf eine große Auswahl an TV-Sendern über das Internet. Auf bis zu vier Geräten gleichzeitig lassen sich die Programme ansehen. Je nach Paket auch mit den privaten Sendern in HD und einigen Pay-TV Sendern. Dazu kommt ein Online-Aufnahmespeicher für TV-Sendungen. Außerdem gibt es hier auch einige On-Demand Angebote mit einer Auswahl an Filmen und Serien. Während freenet.TV schrumpft wird waipu.tv meiner Meinung nach langfristig wachsen. Vor allem die Aufnahme sowie Pause Funktion im laufenden TV-Betrieb, die Nutzung auf verschiedenen Geräten (Tablet, Handy, SmartTV, FireTV-Stick, etc.) und die damit gebotene Flexibilität wird langfristig ein Wachstumstreiber sein. Natürlich gibt es auch in diesem Bereich Konkurrenz, doch hat waipu.tv bereits eine Marke geschaffen, die bekannt ist. Man hat hier einen gewissen Vorsprung gegenüber anderen Anbietern für online TV.
Ich selbst nutze auch waipu.tv und bin sehr zufrieden. Zwar schaue ich eher selten TV, doch wenn, sollte es bitte auch in HD sein. Als ich im August 2019 nach Aachen gezogen bin, brauchte ich eine Möglichkeit ein TV Signal zu empfangen. Zwar gibt es hier die Möglichkeit für Kabel- sowie Satelliten TV, doch hatte ich dafür keine Hardware. Mein TV ist kein Smart TV, dafür habe ich einen FireTV Stick. Damit kam ich auch schon auf waipu.tv. Internet war vorhanden, der Stick auch, und ich brauchte für alles nur die eine Fernbedienung. Ich hätte ansonsten die Anschaffungskosten für einen SAT-Reciever gehabt, und dann noch für eine HD+ Karte. Außerdem müsste ich dann mit 2 bzw. 3 Fernbedienungen arbeiten. Also war waipu.tv für mich der richtige Weg – ich bereue es bis heute nicht.

Grundsätzlich gefallen mir die Marken der freenet Group sehr gut, sowie die Geschäftsmodelle. Zwar sind gewisse Risiken damit verbunden, doch so sind diese in den Aktienkurs bereits eingepreist. Anhand meiner Erwartungen und Berechnungen komme ich auf einen fairen Kurs von 21€ für die Aktie. Damit wäre die Aktie fair bewertet. Für mein Depot brauche ich noch genau so einen Dividenden-Zahler. Ich bin tatsächlich zufällig auf freenet gestoßen, da ich nach niedrigem KGV und hohen Dividenden gesucht habe.

Historisch gesehen ist das Unternehmen eher günstig bewertet. Damit gehe ich davon aus, dass die Risiken bereits gut eingepreist sind.

Die Dividendenrendite von freenet ist höchst Attraktiv. Zwar wurde die Dividende für das Jahr 2019 (Auszahlung in 2020) zunächst auf ein Minimum von 0,04€ pro Aktie gekürzt, allerdings lag das nicht an einer schlechten Geschäftsentwicklung. Man konnte die Folgen der Corona-Pandemie und den damit Verbundenen Lockdowns noch nicht einschätzen und hat dadurch sehr konservativ Geld zurück gelegt, um auf eventuelle schwerwiegende Folgen vorbereitet zu sein. Diese konservative und vorausschauende Denkweise gefällt mir.

Grundsätzlich lässt sich abzeichnen, dass der Umsatz leicht Schrumpfend ist. Das EBIT ist zuletzt auch etwas geschrumpft, konnte aber nun stabil bleiben. Ich erwarte nun weiterhin leicht sinkende Umsätze bei steigenden Margen, sodass das EBIT stabil bleiben sollte.

Ich komme in der Gesamtbewertung dazu, dass die Aktie fair bewertet ist. Allerdings gefällt mir die hohe Dividendenrendite sehr gut und kann diese langfristig gut in meinem Depot gebrauchen. Ich rechne mit einer stabilen Entwicklung, nicht mehr mit großartigem Wachstum. Deswegen setze ich meine Renditeerwartung bei 9% pro Jahr an. Als Dividenden-Anker in mein Depot passt es mir sehr gut. Ich komme also zu der Entscheidung die Aktie zu kaufen. Sobald am Dienstag die Börsen wieder öffnen werde ich mir eine Position aufbauen. Langfristig halte ich auch einen Sparplan nicht für ausgeschlossen – das möchte ich von der weiteren Entwicklung des Aktienkurses abhängig machen.

Vielen Dank für’s lesen und frohe Ostern!